Micro Influencer – große Chance für kleinere Unternehmen

von Inga Beißwänger

Haben Sie schon von Micro Influencern gehört? Social-Media-Berühmtheiten, die Cremes, Handys oder Proteinpulver in die Kamera halten und dafür bezahlt werden – das ist ein häufiges Bild, das von Influencern gezeichnet wird. Kleine Unternehmen haben kaum Chancen, bei diesem riesigen Geschäft mitzumischen. Doch stimmt das?   

Social Media hat neue Berühmtheiten hervorgebracht – die Influencer. Sie brüsten sich mit riesigen Follower-Zahlen und präsentieren Fans und Followern ihren aufwendigen Lifestyle. Alles bezahlt von ihren Kooperationen. Kleine Firmen mit geringerem Marketing-Budget meinen, dass sie keine Chance haben, bei diesen riesigen Summen mitzumischen. Doch wer sich mit dem Trendthema Influencer Marketing etwas intensiver auseinandersetzt, weiß: Ganz so einfach – und schwarz-weiß – ist es nicht. Denn: Die Social-Media-Stars und -Sternchen sind nur die Spitze des Eisbergs. Die stabile Basis bilden die kleineren Influencer. Insbesondere die Micro Influencer gewinnen zunehmend das Interesse von Unternehmen jeder Größe. 

Was sind Influencer?

Influencer sind Personen, die auf Social Media Kanälen wie Instagram, TikTok, YouTube oder Facebook eine große Anhängerschaft haben. Entweder sind sie bereits prominent – beispielsweise als erfolgreiche Sportler – oder sie werden erst durch ihre Social-Media-Aktivitäten einem breiten Publikum bekannt. Zu letzterer Kategorie gehören Influencer, die ihren Content spezifisch für eine Branche – beispielsweise Fitness, Beauty oder Bücher – erstellen oder sich einem bestimmten Thema verschrieben haben – etwa Kochen oder Fitness.

Der Infuencer-Trend ist zusammen mit Instagram gewachsen, doch auch der blaue Riese Facebook bleibt beliebt. Ebenso finden sich auf TikTok immer mehr Influencer. Sie pflegen einen engen Kontakt zu ihren Fans und wirken dadurch authentisch und glaubwürdig. Glaubwürdigkeit und Nähe zur Zielgruppe sind wichtige Verkaufsargumente im Marketing, und so ist es kein Wunder, dass viele Firmen das Influencer Marketing für sich entdeckt haben.

Der Markt wächst in Deutschland und weltweit seit Jahren beständig. Zahlen von statista für Deutschland zufolge: 

  • Werden die Ausgaben für Werbung im Influencer-Marketing im Jahr 2024 voraussichtlich rund 651 Millionen Euro betragen.
  • Wird im Jahr 2029 ein Marktvolumen von gut 988 Millionen Euro erreicht, was einem erwarteten jährlichen Umsatzwachstum von 8,71 Prozent entspricht.

Influencer können beispielsweise sein:

  • Blogger/Webseiten-Betreiber
  • YouTuber/Instagramer/TikToker
  • Politiker/politische Vereinigungen
  • Coaches
  • Speaker
  • Prominente (Sportler, Models, Body Builder, TV-Stars etc.)
  • Experten eines bestimmten Themas
  • Mitarbeitende von Unternehmen (= Corporate Influencer)

Was sind Micro Influencer?

Micro Influencer Definition: Je nach Anzahl ihrer Fans und Follower wird bei den Influencern zwischen Nano-, Mikro-, Makro- und Mega Influencer unterschieden. Eine einheitliche Definition gibt es nicht; manche setzen die Grenze für Mikro Influencer bei 10.000 Followern, andere bei 100.000. Die Follower-Anzahl kann zudem nach Branche und Social-Media-Plattform variieren. In der breiten Öffentlichkeit sind Micro Influencer meist weniger bekannt. Innerhalb ihrer Nische jedoch sind sie etabliert und gelten als Experten auf ihrem Gebiet. Der Erfolg eines Influencers ist insbesondere an einem Punkt abzulesen: eine vergleichsweise höhere Engagement Rate. 

Was sind die Vorteile von Micro Influencern als Content Creator?

Die großen Influencer haben zunehmend an Nahbarkeit und Glaubwürdigkeit verloren. Aus mehreren Gründen: 

  • Die schiere Masse an Followern macht es unmöglich, im engen Kontakt mit diesen zu sein.
  • Die meisten Follower wissen inzwischen, dass die Influencer durch Produktwerbung ihr Geld verdienen.
  • Manche Influencer bewerben sehr unterschiedliche Produkte. 

Die Pflicht zur Kennzeichnung von Social-Media-Beiträgen als Werbung verstärkt diesen Eindruck. Nähe zur Zielgruppe, Vertrauen und Glaubwürdigkeit ist jedoch die wichtigste Währung im Marketing. Genau hier kommen Micro Influencer ins Spiel. Micro Influencer (= kleine Influencer):

  • gelten als Experten auf ihrem Gebiet
  • haben eine organisch gewachsene Community
  • sind Teil dieser Community
  • wecken nicht den Eindruck, ausgebuffte Marketing-Profis zu sein
  • interagieren mehr mit ihren Fans – und sie mit ihnen, haben also eine höhere Engagement Rate

Quantität – also die reine Follower-Zahl und damit  verbunden die Reichweite – ist also nicht alles – es kommt auch auf die Qualität an. Diese misst sich an anderen Marketing KPIs, insbesondere an der Engagement Rate (Interaktionsrate) von Micro Influencern. 

Die US-amerikanische Marketinagentur Markerly hat für eine Studie mehr als 800.000 Instagram-Profile und rund 5 Millionen Posts auf die Interaktionsrate hin untersucht. Das Ergebnis: Influencer unter 1.000 Followern haben die höchste Interaktionsrate, das heißt die meisten Likes und Kommentare pro Posting. Die Ergebnisse im Detail (Like Rate):

  • Influencer unter 1000 Follower: 8 Prozent Engagement Rate
  • Influencer zwischen 1000 und 10.000 Followern: 4,04 Prozent Engagement Rate
  • Influencer zwischen 10.000 und 100.000 Followern: 2,37 Prozent Engagement Rate
  • Influencer zwischen 100.000 und einer Million Followern: 1,78 Prozent Engagement Rate
  • Influencer mit mehr als einer Million Followern: 1,66 Prozent Engagement Rate

Markerly empfiehlt daher Unternehmen, für das Influencer Marketing Profile mit 10.000 bis 100.000 Followern zu wählen. Diese hätten die beste Kombination von Engagement Rate und Reichweite. Zudem würden Micro Influencer im Vergleich zu Mega Influencern nur einen Bruchteil kosten. 

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Zusammenarbeit mit Micro Influencern – Vorteile für Unternehmen

Warum sollten Unternehmen beim Influencer Marketing eher auf Micro statt Makro Influencer setzen? Das sind die Vorteile für Unternehmen: 

  • vergleichsweise günstige Kosten
  • hoher ROI
  • Authentizität
  • enge Zielgruppe
  • Nähe zur Zielgruppe
  • Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei dieser Zielgruppe

 So werden Micro Influencer vergütet

Unterschiedliche Formen der direkten oder indirekten Bezahlung von Micro Influencern sind möglich, u. a. 

  • Rabattcodes
  • Bezahlung per Posting (Pay per Post)
  • kostenlose Produkte (Influencer Gifting)
  • Affiliate Links oder eine andere Art der
  • prozentualen Beteiligung am Produktverkauf

Lesen Sie auch: Monetarisierung Instagram. Hier erfahren Sie, welche Möglichkeiten es gibt, um als Influencer auf Instagram Geld zu verdienen.

Möglicher Content fürs Micro Influencer Marketing

Als Content eignen sich nicht nur reine Postings, in dem beispielsweise der Micro Influencer ein Produkt vorstellt. Auch andere Formen sind denkbar und bringen Unternehmen dem gesetzten Ziel wie Erhöhung des Bekanntheitsgrads durch höhere Reichweite näher. 

Egal ob Micro oder Macro Influencer: Sie sind alle professionelle Content Creator. Genauso wie Social Media Manager in den Unternehmen wissen sie, dass relevante und abwechslungsreiche Inhalte wichtig sind, um ihre Followerzahl zu halten bzw. bestenfalls weitere Abonnenten zu gewinnen. Das sind mögliche Formate fürs Content Marketing:

  • gegenseitige Kommentare, Shares, Storys etc.
  • gemeinsame Veranstaltungen, online (z. B. Instagram Lives) oder offline
  • Artikel
  • Podcasts
  • Video-Interviews
  • Gewinnspiele
  • Produktempfehlungen

Auf einen Blick: Diese Grafik zeigt, welche Vorteile und Nachteile Micro Influencer gegenüber Mega Influencern haben.

Mega Influencer und Micro Influencer im Vergleich

Wie viel verdient ein Micro Influencer? 

Statista hat eine weltweite Umfrage unter Influencern mit mindestens 1000 Followern veröffentlicht: Rund 57 Prozent verdienen umgerechnet bis zu 100 US-Dollar pro Posting. Etwa ein Viertel erhält pro Posting zwischen 100 und 500 US-Dollar. Weniger als ein Prozent der befragten Influencer verdienen mehr als 5.000 US-Dollar pro Posting. 

Ebenfalls interessant: Die US-amerikanische Agentur Influencer Marketing Hub hat aktuelle (2024) Zahlen herausgegeben, die zeigen, dass Micro Influencer, die nach Posting bzw. Video bezahlt werden, je nach Plattform unterschiedlich verdienen. 

  • Facebook: zwischen 250 und 1250 Dollar (Pay per Post)
  • Instagram: zwischen 100 und 500 Dollar (Pay per Post)
  • YouTube: zwischen 200 und 1000 Dollar (Pay per Video)
  • TikTok: zwischen 25 und 125 Dollar (Pay per Video)
  • Twitter: zwischen 20 und 100 Dollar (Pay per Tweet)

Micro und Nano Influencer bieten also Unternehmen eine relativ günstige Werbemöglichkeit. Wobei Pay per Post nicht die einzige Art ist, sie zu bezahlen. Der Verdienst eines Micro Influencern ist abhängig von unterschiedlichen Faktoren. Neben den genannten KPIs sind das etwa: 

  • Art des Postings (Reel, Video etc.)
  • Exklusivrechte
  • Größe des Unternehmens bzw. Bekanntheit der Marke, die der Influencer bewerben soll
  • Besonderheit der Nische 

Ebenso kommt es auf das Verhandlungsgeschick sowohl von Unternehmen als auch Micro Influencer an. 

Wo sind Micro Influencer zu finden?

Inzwischen gibt es zahlreiche Agenturen, die sich aufs Influencer Marketing spezialisiert haben – und ebenso Micro Influencer im Blick haben. Sie nehmen Ihnen diese Arbeit ab, doch möchten dafür natürlich auch dementsprechend bezahlt werden. Wenn Sie selbst suchen, haben Sie wiederum mehrere Möglichkeiten, um den passenden Micro Influencer ausfindig zu machen:

Zusammenarbeit mit Micro Influencern Schritt für Schritt

Sie erwägen, zusammen mit einer Micro Influencerin oder einem Micro Influencer zu werben? Dann gehen Sie am besten gezielt, mit Planung und Schritt für Schritt vor. Das sind die wichtigsten Punkte auf dem Weg zur erfolgreichen Zusammenarbeit mit Micro Influencern:

1. Marketingstrategie anpassen

Kein Marketing ohne Strategie! Wenn Sie ins Influencer Marketing einsteigen möchten, müssen Sie zunächst Ihre Online Marketing Strategien überarbeiten. Fragen wie diese können Ihnen dabei helfen:

  • Welches Ziel möchten wir mit einer Influencer Marketing Kampagne erreichen? Mögliche Ziele sind unter anderem mehr Verkäufe für ein neues oder bestehendes Produkt oder größere Bekanntheit der Marke (Brand Awareness) bzw. des Unternehmens speziell bei der Zielgruppe.
  • Welche Eigenschaften sollte der Micro Influencer haben, damit er zu unserem Unternehmen/unserer Marke passt? 
  • Wie können wir das Influencer Marketing mit den anderen Kanälen und Medien verzahnen?
  • Wie viel Budget steht zur Verfügung?
  • Wie hoch soll der ROI (Return on Invest) sein?
  • Wie viel Zeit planen wir ein? Sowohl die Arbeitszeit der eigenen Social Media Manager als auch Laufzeit einer Social Media Kampagne betreffend? 
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2. Passende Micro Influencer suchen

Entweder Sie suchen selbst oder beauftragen eine Agentur mit der Suche. 

3. Kandidaten anschreiben

Wenn Sie einen oder mehrere Micro Influencer identifiziert haben, haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder Sie schreiben ihn gleich direkt an und fragen ihn, ob er Interesse an einer Kooperation hat. Oder Sie gehen langsamer und indirekter vor: Bauen Sie erstmal eine Online-Beziehung mit ihm auf, beispielsweise, indem Sie seine Beiträge liken und kommentieren. Diese Vorgehensweise wird von manchen Agenturen eher empfohlen, da Sie dabei weniger „mit der Tür ins Haus fallen“ und zudem der Influencer bereits von Ihnen gehört und bestenfalls mit Ihnen interagiert hat, bevor Sie ihm eine Kooperation vorschlagen. 

4. Micro Influencer briefen

Wenn Sie das Interesse geweckt haben, sollten Sie dem Influencer die wichtigsten Informationen über die geplante Kampagne zukommen lassen. Daraufhin kann er sich entscheiden, ob er die Kooperation mit Ihnen eingehen möchte. 

5. Kooperationsvertrag schließen

Dieser Schritt ist besonders wichtig: Halten Sie schriftlich fest, was die Kooperation beinhaltet und was Sie erwarten, ebenso wie der Micro Influencer. Natürlich müssen auch Art und Höhe der Bezahlung, ggf. die zu bewerbenden Produkte, die geplanten Inhalte sowie der zeitliche Horizont für die Zusammenarbeit fixiert werden. 

6. Zusammenarbeit starten

Sie sind sich einig geworden? Wunderbar – dann kann es ja losgehen! Wichtig: Achten Sie auf die Werbekennzeichnung! (Lesetipp: Werbung auf Instagram kennzeichnen)

7. Performance messen

Schon während der laufenden Kampagne und besonders nach deren Ende sollten Sie die Performance messen. Nur so können Sie herausfinden, ob die Micro Influencer Kooperation die zuvor gesteckten Ziele erreichen kann. 

Fazit: Darum lohnen sich Kampagnen mit „kleineren“ Influencern

Micro Influencer sind die „unbekannten Stars“ im Influencer Marketing. Mit ihrer Expertise und ihrer wertvollen Fanbase sind sie attraktiv für Unternehmen. Die Zusammenarbeit mit Nano und Micro Influencern lohnt sich auch und gerade für kleine Unternehmen mit überschaubarem Marketing-Budget. Es kommt nur darauf an, die passenden Micro Influencer zu finden und zusammen Content zu erstellen, der für die spezifische Zielgruppe und Community spannend ist. So wird die Zusammenarbeit mit Influencern zum großen Erfolg.

Klasse statt Masse – damit punkten Micro Influencer ebenso wie Unternehmen.

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